Ich muss gestehen, dass ich euch des letzte Mal nicht vollkommen auf den neuesten Stand gebracht hatte. Ich war zu dem Zeitpunkt schon vor dem schlechten Wetter in Norwegen in die sonnigen Gefilde Schwedens geflüchtet, speziell nach Örebro, wo ich ja mein Fahrrad stehengelassen hatte. Allerdings musste ich dort angekommen feststellen, dass es offensichtlich keine gute Idee war, es am Bahnhof abzustellen, da es geklaut worden war.
Eigentlich hatte ich vor mit dem Fahrrad nach Uppsala zu fahren, aber nach einem Versuch, zu Fuß dorthin zu kommen, den ich nach einem halben Tag abgebrochen hab, war klar, dass das nicht passieren würde. Also hab ich beschlossen mich nach einem längeren Wanderweg umzuschauen, weil ich ja eigentlich ursprünglich vorhatte auch Trekkingtouren zu laufen. Ich hab dann auch gleich einen 280km langen ganz in der Nähe von Örebro gefunden: Den Bergslagsleden. Falls es irgendjemanden genauer interessiert, wo ich so langgelaufen bin, die Karten dazu gibts hier.
Da es keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu irgendeinem Punkt der ersten Etappe ganz im Norden gab, bin ich mit dem Zug nach Kopparberg gefahren, von da aus der Straße nördlich des Flusses bis Viken gefolgt und von da aus auf dem eigentlichen Wanderweg gelaufen. Gleich auf den ersten paar Kilometern, noch direkt neben der Bahnlinie hat mich dann die erste, etwas unangenehme Überraschung erwartet:
Vielleicht kann ja einer unter euch mit mehr Ahnung von Biologie erkennen, was für ein Tier das mal war.
Danach ging es dann ganz normal weiter. In Stjärnfors sollte ich dann das letzte mal für die nächsten 22 Stunden irgendwelche Menschen sehen. Da ich ursprünglich vorhatte, alle 17 Etappen in zwölf Tagen zu laufen, bin ich allerdings vom Ende der zweiten Etappe weitergelaufen und ab da gings es mehr oder weniger konstant durch die Wildnis, nur durch einige Bauernhöfe und Forstwege durchbrochen. Um 19 Uhr bin ich dann vollkommen erschöpft durch neun Stunden Fußmarsch an meinem Ziel, dem Unterstand Rasbackstjärn, angekommen und konnte dort einen wunderbaren Sonnen- und ein paar Stunden später Monduntergang geniessen.
Der Monduntergang war übrigens ungefähr um Mitternacht und es war immernoch nicht wirklich dunkel und es sollte auch nichtmehr ganz dunkel werden.
Am nächsten Morgen bin ich dann nur leicht verfroren aufgewacht, eine große Verbesserung zum letzten Mal draußen schlafen und bin erstmal ohne Rucksack zum sehr nahegelegenen Kindlahöjden aufgebrochen, einem der höchsten Berge der Region mit zusätzlich noch einem Aussichtsturm obendrauf.
Und wie man sieht, sieht man nichts, zumindest nichts außer Wald und praktisch keine Anzeichen von Zivilisation.
Später an dem Tag ging es dann an das Ziel dieser Etappe, Nyberget, wo ich wieder Leute gesehen habe, allerdings nur, weil ich meine Wasservorräte auffüllen musste. Etwa bei einem Viertel der nächsten Etappe nach Uskavi ist mir dann allerdings klar geworden, dass ich mich mit meinen angepeilten 30km pro Tag bei über 20kg Gepäck eindeutig übernommen hatte. Ich habe mich trotzdem bis nach Uskavi weitergeschleppt, wo ich dann noch erschöpfter als am vorigen Tag und mit Blasen an den Füßen in der dortigen Jungenherberge in ein Bett gefallen bin. Am nächsten morgen wurde mir dann ein weiteres Problem vor Augen gebracht: Mein Proviant ging langsam aber sicher zur Neige und der nächste Supermarkt oder ähnliches war 10km entfernt.
Im Endeffekt bin ich dann noch einen Tag in der Jugendherberge geblieben, um meinen geschundenen Füßen eine Erholung zu gönnen und bin dann gestern von Uskavi nach Lindesberg gelaufen, wo ich meine Vorräte aufgestockt habe und heute geht es dann mit dem Bus weiter nach Nora, von wo aus ich dann weiter auf dem Bergslagsleden geht. Allerdings werde ich es jetzt langsamer angehen lassen und sicher nicht den ganzen Wanderweg laufen, sondern wenn es sich zeitlich und mit Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel anbietet irgendwo mittendrin abbrechen.
Hi Stef, das wird ja immer abenteuerlicher. Jetzt wird es endlich wärmer und nachts heller und du kommst bald nach hause. Wir freuen uns auf dich aber ein bischen schade ist es für dich schon. Oder? Liebe Grüße, Papa
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